Ich liebe handysüchtig sein

Unsere Autorin erzählt, dass sie handysüchtig ist. Manchmal liebt sie das, manchmal stört sie es.
Collage: altes Handy mit schmelne Kreislinien rundherum

Unsere Autorin erzählt, dass sie handysüchtig ist. Manchmal liebt sie das, manchmal stört sie es. 

Ich habe heute mit meinem Papa ComicCap gespielt. Das ist ein Brettspiel und da schaue ich fast immer auf mein Handy und mein Papa mag nicht, dass ich ständig auf mein Handy schaue. Dann muss ich es weglegen, weil sonst kriegt mein Papa immer Zuckaus. Er sagt immer, “Ich krieg Zuckaus” und ich kriegt dann auch immer Zuckaus, weil mein Papa ist mein Oberhirsch. Das heißt mein Papa ist immer ein Hirsch, das ist wie ein wildes Tier.  Er wird dann schnell wütend und grantig, wenn ich am Handy bin. 

Ich werde überhaupt nicht grantig, wenn ich am Handy bin. Ich liebe es. Ich liebe mein Handy so sehr, ich schaue sehr viel auf mein Handy. Ich glaube das Handy ist schon schlecht für mich, aber ich kann es einfach nicht weglegen. Ich bin süchtig. 

Mein Handy ist mein und alles.

Mein Handy ist mir nämlich sehr wichtig. Mein Handy ist mein und alles und ich spiele fast immer Woody und das macht auch so sehr süchtig. Ich liebe Woody Spielen so sehr. Vor allem, wenn ich nach Wien in die Arbeit fahre, dann schaue ich immer auf mein Handy. Da spiele ich Woody mit meinem Opa und meiner Mama. Bei Woody muss man die Löcher mit Bausteinen voll machen und das Handy zählt immer mit. Mein Opa hat schon über 20.000 Punkte und ich habe 8.052 Punkte und deshalb spiele ich immer, weil ich mag endlich den Rekord schlagen. Aber ich fliege immer raus. Ich schaue auch immer Tiktok und ich liebe Tiktok so sehr, das macht auch so sehr süchtig, darum schaue ich immer Tiktok.

Ich schaue am Handy Dr.Kleist oder Krimis oder Aufnahmen von “Dancing Stars” oder ich bin auf TikTok oder ich spiele eben ein Spiel. Ich mag das Spielen und das Fernsehen, aber beides auf einmal geht auch nicht. Dann schaue ich immer WhatsApp, wer mir schreibt und ich schreibe jedem: meiner Cousine, meinen Freundinnen, am meisten mit meinem Schatzi, meinem Freund. 

Aber wenn ich in Wien Meidling stehe, drehe ich mein Handy ab. Dann packe ich mein Handy in meinen Rucksack, damit ich es nicht verlieren kann, weil mein Handy ist mir so viel wert wie 10.000 Euro und ich bin so froh, dass ich mein Handy habe.

Ich schaue jeden Tag auf mein Handy. Wenn wir spazierengehen, schaue ich auf mein Handy. Ich schaue auch auf mein Handy, wenn ich Pause habe in der Arbeit, dann schaue ich eine halbe Stunde Handy und wenn ich im Zug sitze und im Bus, dann schaue ich auch Handy, fast eine Stunde. Im Bus schaue ich nur kurz, weil sonst verpasse ich den Ausstieg. Wenn ich zuhause bin, schaue ich auch Handy und wenn ich mit meinen Eltern bin. Meiner Mama ist wurscht, wieviel ich am Handy bin, glaube ich. “Mach’ was du willst, du kannst selber entscheiden, ” sagt sie und ich entscheide selber. 

Ich mache mir manchmal Sorgen, aber ich liebe mein Handy einfach so sehr.

Ich schaue auch Handy, weil ich schaue, ob mein Schatzi mir auf WhatsApp schreibt. Er schreibt nicht oft zurück, aber manchmal schreibt er: Ich liebe dich, ich hab dich lieb und er mag mich auch heiraten. Ich schaue auch auf mein Handy, weil ich meinen Schatz jeden Tag vermisse. Ich kriege keinen Kuss und keine Massage, wenn ich ihn nicht sehe und dann fehlt er mir ziemlich. Wenn ich mit meinem Freund bin, dann habe ich es weggelegt, weil ich mit meinem Schatzi immer schmuse. Ich habe es fast immer weg gelegt. Und wenn nicht, dann schaut mein Freund einfach mit, was ich anschaue am Handy. Ihn stört das überhaupt nicht. 

Ich mache mir manchmal Sorgen, aber ich liebe mein Handy einfach so sehr. Manchmal möchte ich verändern, wie lange ich am Handy bin und manchmal nicht. Manchmal denke ich mir, dass es schon etwas macht, dass ich süchtig bin. Aber dann denke ich mir gar nichts und dann ist es schwierig aufzuhören und ich mache nichts und mache einfach weiter. Ich denke: Ich schaue jeden Tag Handy und das ist ein bisschen zu viel. Ich würde gerne weniger Handy schauen und TikTok und Woody und WhatsApp schauen, weil das schaue ich immer. Manchmal schaue ich dann weniger Handy und ich denke mir: So viel wie ich jetzt ins Handy schaue, ist es gut. Aber dann schaue ich wieder mehr aufs Handy. Wenn ich mir Sorgen mache, dann lege ich es weg. Manchmal lasse ich es lange liegen oder manchmal nur kurz. 

Aber mein Papa hasst mein Handy immer. Mein Papa sagt immer wieder: “Lass dein Handy liegen, sonst schmeiße ich es in den Teich”. Ich mag einfach öfter Handy schauen, weil ich süchtig bin und das hört auch nicht auf, weil ich liebe mein Handy – wirklich. 

Text: Hanna Gugler, unterstützt von Clara Porak

Grafik: Moritz Wildberger

Redaktionelle Betreuung: Katharina Kropshofer, Clara Porak