2016 habe ich ein Praktikum gemacht
beim deutschen Fernseh-Sender ZDF.
Praktikum heißt:
Man arbeitet,
um etwas zu lernen.
Ich wollte beim ZDF lernen,
wie die Arbeit beim Fernsehen ist.
Beim ZDF habe ich Claus Kleber kennengelernt.
Claus Kleber ist ein bekannter Nachrichten-Sprecher.
Er hat mir die Räume gezeigt,
in denen die Nachrichten-Sendung gemacht wird.
Die Räume nennt man: Nachrichten-Studio.
Ich durfte auch dabei sein,
als die Fernseh-Leute
die Abendnachrichten vorbereitet haben.
Ich fand das sehr spannend.
Ich wollte gar nicht mehr weg.
Das war ein wichtiger Tag für mich.
Seit dem Tag weiß ich:
Ich will Journalistin sein.
Journalist*innen finden Dinge heraus.
Journalist*innen berichten über wichtige Sachen.
Zum Beispiel im Fernsehen oder in der Zeitung.
Ich sollte in der Werkstatt arbeiten
Aber es war schwierig für mich,
Journalistin zu werden.
Ich habe einen Behinderungsgrad von 100.
Darum sollte ich in einer
Werkstatt für Menschen mit Behinderungen arbeiten.
Aber ich wollte nicht in einer Werkstatt arbeiten.
Die Werkstatt ist eine Sonder-Welt.
Menschen mit Behinderungen sind getrennt von Menschen ohne Behinderungen.
Ich wollte nicht mein ganzes Leben
in einer Sonder-Welt sein.
Ich wollte als Journalistin arbeiten.
Und ich wollte zusammen mit Menschen ohne Behinderungen arbeiten.
Dafür musste ich viele Hürden überwinden.
Der Berufs-Berater wollte, dass ich im Büro arbeite
Am Ende von der Schul-Zeit
war ich bei einer Berufs-Beratung
für Menschen mit Behinderungen.
Ich habe dem Berufs-Berater gesagt:
Ich möchte als Journalistin
bei einem Fernseh-Sender arbeiten.
Aber der Berufs-Berater hatte die Meinung:
- Ich kann nicht als Journalistin arbeiten.
- Ich kann nur in einem Büro arbeiten,
weil ich einen Rollstuhl benutze.
Man kann die Büro-Ausbildung
auch bei einem Fernseh-Sender machen.
Ich habe einen Ausbildungs-Platz
bei einem Fernseh-Sender bekommen.
Leider war die Ausbildung nicht so,
wie ich es mir gewünscht habe.
Ich wollte in der Ausbildung viel über das Fernsehen lernen.
Aber ich musste vor allem
Boten-Gänge machen und Papiere aufräumen.
Ich habe die Journalismus-Schule geschafft
Nach der Ausbildung
wollte ich nicht weiter im Büro arbeiten.
Ich wollte immer noch Journalistin werden.
Aber manche Menschen beim Fernseh-Sender
haben darüber gelacht.
Ich habe es trotzdem geschafft,
Journalistin zu werden.
Ich habe mich beim
Deutschen Journalisten-Kolleg angemeldet.
Das ist eine Schule,
an der man Journalismus lernt.
Der Schul-Unterricht ist nur im Internet.
Darum war für mich alles barriere-frei.
Ich habe 2 Jahre lang sehr viel über Journalismus gelernt.
Ich bin Journalistin geworden.
Ich war sehr stolz,
als ich das geschafft habe.
Ich arbeite endlich in meinem Traum-Beruf
Es gibt in Deutschland nur wenige
Journalist*innen mit schweren Beeinträchtigungen.
Aber es ist wichtig,
dass Menschen mit Beeinträchtigungen
Journalismus machen.
Menschen mit Beeinträchtigungen erleben andere Dinge
als Menschen ohne Beeinträchtigungen.
Darum sollen Menschen mit Beeinträchtigungen im Journalismus mitbestimmen,
über was im Fernsehen oder in der Zeitung berichtet wird.
Ich arbeite jetzt als freiberufliche Journalistin.
Freiberuflich heißt:
- Ich schreibe für verschiedene Medien.
- Ich kann selbst entscheiden, wann ich arbeite.
- Ich kann selbst entscheiden, wie viel ich arbeite.
Ich verdiene mit der Arbeit noch nicht genug Geld zum Leben.
Das liegt zum Beispiel daran,
dass ich manchmal nicht den ganzen Tag arbeiten kann.
Manchmal brauche ich meine Assistenz für die Arbeit,
aber die Assistenz ist nicht da.
Darum kann ich noch nicht von der Arbeit leben.
Darum bekomme ich noch Geld vom Staat.
Das ist noch nicht perfekt.
Aber ich arbeite in meinem Traum-Beruf.
Viele Menschen haben zu mir gesagt:
Das schaffst du nicht.
Aber ich habe es geschafft.
Ich musste viel arbeiten,
um meinen Traum-Beruf zu erreichen.
Deshalb hatte ich nicht viel Zeit für Freundschaften.
Das hat mich einsam gemacht.
Über die Einsamkeit habe ich auch einen Text geschrieben.
Du kannst den Text hier lesen.
Geschrieben Von
Leonie Schüler
in leichter sprache von
Constanze Busch
geprüft von
Luise Jäger
fotos von
Marie Häfner, privat