Als Mutter nehme ich meine Umgebung anders wahr
Denise ist vor kurzem Mutter geworden. In den Stadtvisionen spricht sie über Behinderungen im Alltag, die Rolle von Frauen und die Stadt ihrer Träume.
Collage von Gabriel Gschaider
Collage von Gabriel Gschaider – Bildbeschreibung:
Die Collage zeigt Dinge, die für Denise und Alma wichtig sind. Für Eltern mit kleinen Kindern ist ein Kinderwagen sehr wichtig. Aber es kann schwierig sein, ihn die Treppen hoch oder runter zu tragen. Deshalb sind Aufzüge für Kinderwagen notwendig. Es ist auch wichtig, dass es öffentliche Orte gibt, wo Eltern ihre Babys wickeln und stillen können. Die blauen Plakate in der Collage zeigen, wie man solche Orte finden könnte. Eine weitere Schwierigkeit ist das Reisen mit dem Railjet, da die Waggons zu schmal für Kombi-Kinderwagen sind. Deshalb ist ein ÖBB Waggon auf einer Holzschiene abgebildet.
Protokoll eines Gesprächs mit Denise Leisentritt, 36 und Alma Leisentritt, 1
Seit ich Mutter geworden bin, habe ich ein anderes Bewusstsein für die Umgebung – ich weiß, welche Dinge mich behindern und welche mir helfen. Einige Dinge sehe ich nun mit anderen Augen. Das IKEA-Cafe am Westbahnhof gefällt mir zum Beispiel seither sehr gut. Es gibt große Aufzüge, eine Möglichkeit zum Stillen und zum Wickeln. Die Tische im Kinderbereich sind groß, sodass ich den Kinderwagen dazu stellen kann. Und es gibt eine kleine Spielecke gleich daneben. Normalerweise sind Cafés, die extra für Kinder sind, oft teuer. Hier ist es günstig.
Oft übernehmen dann nur Frauen das Wickeln.
Was mir auch aufgefallen ist: Wickeltische befinden sich heutzutage noch meist auf der Damentoilette. Und oft übernehmen dann nur Frauen das Wickeln. Ich würde mir wünschen, dass es im Vorraum zu den Toiletten Wickeltische für alle gäbe. Ich kenne zum Beispiel auch das Angebot von Wickeltischen und Stillbereichen bei DM in Deutschland. Und diese sind für jedes Geschlecht zugänglich.
Wenn es dann noch Orte gibt, um zu stillen, ist es besonders praktisch. Viele möchten sich nicht nackt in der Öffentlichkeit zeigen. Und Kinder in einem bestimmten Alter werden leicht abgelenkt, weil sie mehr von ihrer Umwelt mitbekommen – so wie meine Alma gerade. Ich denke, dass solche Umstände Frauen dazu zwingen, in solchen Situationen mehr zu Hause zu bleiben.
Was mir in Wien sehr gut gefällt: Die Wiener Linien mit ihren niederflurigen Fahrzeugen, Bussen und U-Bahnen sind für meine Tochter Alma und mich gut geeignet. Zugreisen sind da schwieriger, da die Railjet-Waggons zu schmal für Kombi-Kinderwagen ausgelegt sind. Im ICE gibt es ein Kleinkindabteil mit Wickelmöglichkeiten und Spielsachen an der Wand.
In einer für mich perfekten Stadt wären die Gehsteige breiter und alle paar Meter gäbe es Bänke.
Die Wiener Straßen sind für mich aber definitiv verbesserungswürdig: In einer für mich perfekten Stadt wären die Gehsteige breiter und alle paar Meter gäbe es Bänke. Es gäbe einen Spielplatz für Kinder und einen Brunnen zum Trinken und Waschen. Ein anderes lästiges Thema sind leider die Abstellplätze für Kinderwagen. In unserem Stiegenhaus wurde es verboten, aber auf der Straße ist es auch schwierig, den Wagen abzustellen, da er aus Stoff besteht und leicht gestohlen werden könnte.