Marktstand mit viel Gemüse.

„Weil es so gut schmeckt!“

4. Mai 2020

Seit etwa sieben Jahren betreibt Martin Brunnmair den Bioladen biomartin. Im Gespräch mit andererseits erzählt er von der Entstehungsgeschichte, seinen Kund*innen und Peterswuzeln.

 Seit etwa sieben Jahren betreibt Martin Brunnmair den Bioladen biomartin. Im Gespräch mit andererseits erzählt er von der Entstehungsgeschichte, seinen Kund*innen und Peterswuzeln.

Martin Brunnmair, 34, ist ein großer Mann mit blonden Haaren. Er hatte eine Schutzmaske an. Dreimal die Woche steht er sehr früh auf und fährt auf den Gemüsegroßmarkt. Denn der 34- Jährige betreibt einen Bio-Laden.

Das Geschäft ist am Yppenplatz und es ist sehr groß, kann man sagen, und es gibt dort viel Obst und Gemüse. Es ist sehr hell und mit einer hohen Decke. Die Wände sind weiß und überall sind Regale. Und am Boden stehen Kisten mit Obst und Gemüse. Zum Beispiel Salat, Karotten und Heidelbeeren aber auch andere Produkte. In der Ecke ein Eiskasten mit Wurst und Käse drinnen. Und dann noch Getränke, gibt es auch. 

Beim Eingang muss man Stufen rauf gehen. Die Stufen sind sehr hoch und aus Holz, dann kommt man zum Eingang. 

Brunnmair ist stolz auf seine Produkte. Sie sind das Wichtigste. Er erklärt zum Beispiel den Unterschied zwischen Peterswurzel und Pastinake.  Die Peterswurzel ist rund mit einem Loch, die Pastinake ist oben zu. „Aber es ist schwer sie auseinanderzuhalten“, sagt er. „Auch für mich.“ 

Brunnmair mag sein Geschäft. Und er weiß genau, wie dort alles funktioniert. Das und noch viel mehr, hat er uns erzählt. 

Sie sagen das Wichtigste bei Ihnen sind die Produkte. Woher kommen die Produkte? Nur aus Österreich? 

Nein, die Produkte kommen eigentlich aus der ganzen Welt. Vieles gibt es nämlich nicht in Österreich. Zum Beispiel Süßkartoffeln, die kommen bei uns aus Spanien. Bio ist uns wichtiger als regional. 

 

Sind die Produkte teuer oder billig? 

Das ist subjektiv. Also für jeden anders. Aber die Produkte sind auf jeden Fall teurer als Nicht-Bio-Produkte. Bio-Landwirtschaft hat viel Handarbeit und sie beutet nicht den Menschen und die Natur aus. Deshalb ist es teurer. 

Wie lange hat das Geschäft offen? 

Meistens nur am Vormittag. Am Freitag auch abends und Samstag bis zum Nachmittag. 

Wie sieht ein typischer Tag aus? 

Jeder Tag ist anders. Ganz einfach ist es am Dienstag. Da haben wir nämlich zu. Sonst sieht jeder Tag anders aus. Dreimal die Woche müssen wir ganz früh auf den Großgrünmarkt Inzersdorf. Von dort holen wir unsere Ware aus Italien und Spanien ab. Dann bin ich bis 14 Uhr im Geschäft. Die anderen Lieferungen kommen über den ganzen Tag verteilt, manchmal auch sehr spät. Deshalb ist es gut, dass wir zu zweit sind und auch Angestellte haben. Mein Geschäftspartner Edu wohnt auch in der Nähe. Manchmal macht er Mittagsschlaf und kommt dann wieder. Sonst wäre es ein sehr langer Tag. 

 

Sie haben das Unternehmen 2013 gegründet. Wie sind Sie auf die Idee gekommen? 

Da ist der hier schuld daran. 

Brunnmair zeigt an die Wand, da hängt das Bild eines bärtigen Mannes. 

Das ist Martin. Er ist leider schon verstorben. Aber er hatte die Idee dieses Geschäft zu beginnen. Martin hat in den 1980ern auf der BOKU studiert und kam aus Vorarlberg. Landwirtschaft hat ihm schon immer gefallen. Er hat früher in der Vermarktung gearbeitet, also er ist in einem Geschäft drinnen gestanden. In den 1990ern hat er einen Bio-Großhandel gemacht, aber es war damals schon ein Geheimtipp, dass man bei ihm einkaufen kann. Martin wurde dann aber entlassen. Er hat nämlich das Unternehmen gegründet, aber war nur angestellt. Weil er davor Konkurs hatte. Dann ist es gesetzlich so, dass man kein eigenes Unternehmen gründen darf. Da sagt ihm jemand, dass dieses Lokal hier am Yppenplatz frei ist. Und er wollte etwas Neues gründen. 

 

Und da kamen Sie dazu? 

Ja genau, ich kannte Martin schon. Ich habe damals im Café de Provinz gearbeitet, dort ist auch fast alles Bio und ihn dort getroffen und er hat mich gefragt. Ich habe ja gesagt. Kurz nach seinem Tod ist dann Edu miteingestiegen, wir sind jetzt gleichberechtigte Geschäftspartner. 

Wie suchen Sie aus, welche Produkte verkauft werden? 

Das ist so entstanden: Martin hatte Kontakte, so ging es los, mit Obst und Gemüse. Jetzt ist es eine Mischung aus Gefühl und Zufall. Man fährt zu einem Biobauern und der sagt, mein Nachbar hat das und das und so wird es mehr und mehr. 

Wie viele Kund*innen haben Sie? 

Jetzt gerade zwei. (lacht) Am Wochenende, am Samstag, kommen sehr viele. Da sind es ungefähr 200 Rechnungen. Das ist ungefähr gleich viel wie unter der Woche. Drei Viertel unserer Kunden sind Stammkunden. Dafür ist unserer Standort am Yppenplatz gut, weil wir auch einen Marktstand haben und der Markt Menschen anzieht. Sie kommen vor allem am Samstag. 

 

Warum kommen die Menschen wieder? 

Weil es so gut schmeckt! Das hören wir immer wieder. Am Wochenende habe ich quasi einen Test gemacht: Ich habe ein Schnitzel von hier, von meinem Lieferanten mitgenommen. Dann war es mir aber zu wenig und ich bin noch zum Supermarkt und habe beide verglichen. Und Bio hat ganz klar gewonnen. Schmeckt einfach viel besser. Manche kommen zu mir und sagen: ich kann nur noch Bio-Äpfel essen. Sie haben nämlich auch einen Lieferanten, der gar nicht spritzt, nicht mal, was trotz Bio erlaubt wäre.

 

Was mögen Sie an Ihrem Beruf? 

Menschen glücklich zu machen. Und ich glaube Bio ist sehr wichtig. Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, weil Biolandwirtschaft den Boden schont. Ein gesunder Boden ohne schwere Maschinen und Gift speichert sehr viel CO2 und das ist gut fürs Klima. Es geht auch um Ernährungssicherheit. Das ist sehr wichtig. Wir hatten zum Beispiel auch während der ganzen Corona-Krise offen, weil Essen so wichtig ist. Wir sind einfach durch die Krise getaucht. Und die Menschen mögen es. Sie kommen und es werden immer mehr. 

Gespräch: Luise Jäger, unterstütz von Clara Porak 

Foto: Stefan Fürtbauer