Drei Menschen bauen ein Musikset auf.

Ein Club für Tag und Nacht

11. Juli 2020

Weil die Zusammenarbeit im Wiener Club “Das Werk” nicht mehr funktioniert hat, verlässt Mena ihren langjährigen Arbeitsplatz. Und macht mit zwei Freundinnen ihr eigenes Ding: Mothership. Die Geschichte einer Clubgründung zwischen online und offline Welt. 

Weil die Zusammenarbeit im Wiener Club “Das Werk” nicht mehr funktioniert hat, verlässt Mena ihren langjährigen Arbeitsplatz. Und macht mit zwei Freundinnen ihr eigenes Ding: Mothership. Die Geschichte einer Clubgründung zwischen online und offline Welt. 

Rund 10 Personen sind heute in diesem Keller und es ist chaotisch. An diesem Juni-Wochenende wird hier ein DJ- Livestream übertragen. Alle schauen sehr unterschiedlich aus aber gemeinsam haben sie, dass sie ein bisschen aufgeregt sind und alle um den Tisch herumsitzen. Es gibt Dosenbier. Auf der anderen Seite des Raumes ist das große DJ-Pult. Die zwei ersten DJs, die sich zero b2b RIC49 nennen, richten sich schon ein. Von hier aus wird ihr Set live übertragen. Das Besondere an der Gruppe: Jeder bringt seine eigene Fähigkeit mit. Mothership übernimmt die Rolle der Veranstalter. Es wurde von drei Frauen gegründet: Magdalena, Katharina und Helene. Katharina ist die, die die Leute antreibt, damit was weitergeht, sagt sie von sich selbst. “Manchmal muss man da ein bissl streng sein”, sagt sie. Magdalena, alle nennen sie Mena, schaut ein wenig müde aus aber auch glücklich. Endlich gibt es heute wieder ein Event, wo Menschen zusammen kommen: “Das hab ich sehr vermisst.”

mena mothership

 

Name: Magdalena Huber
Spitzname: Mena
Lieblingsmusikrichtung: Techno und Elektro
Alter: 26
Herkunft: Innsbruck, seit 2013 lebt sie in Wien
Lieblings-DJ: detroit in effect

 

Mothership hat damit begonnen, dass Menas frühere Arbeitgeber, der Club “Das Werk”, sie gekündigt hat. Andere Kolleginnen haben aus Solidarität auch gekündigt und wollten dort nicht mehr arbeiten. Kurz darauf hat sie mit Katharina und Helene  die Idee, einen eigenen Club aufzumachen und so beginnt Mothership. Mothership soll ein Club werden, wo verschiedenste Genres gespielt werden und DJs eingeladen werden, um dort ihre Musik aufzulegen. Sie wollen nicht nur nachts Musik spielen sondern auch untertags ein offener Raum für Kultur sein – ein Club für den Tag sozusagen. Nur: es stellt sich als besonders schwierig heraus, wo der Club eröffnen soll. Erstens wegen Corona und zweitens, weil auch der Mietpreis und der Standort eine große Rolle spielen. 

auswahl stefan c katharina brunnerAlso passiert Mothership erstmal in einem Keller und im Internet. Das freie Radio res.radio hat sein Studio für 48 Stunden zur Verfügung gestellt. Der Livestream von Mothership wurde von der Plattform Lockdown Reality gehostet. Die hat sich im Corona-Lockdown gegründet und sieht sich als Plattform, wo Musiker aus aller Welt ihre Musik verbreiten können – auch in diesen komischen Zeiten. In den 48 Stunden haben von  HipHop, Electro und Goa bis Techno und House so ziemlich alle Musikrichtungen gespielt, die es so gibt. Ein paar DJs spielen wirklich im Keller. 

Im Keller ist es fast wie in einem Club, nur mit weniger Leuten. Der Abend beginnt um 22:30h und plötzlich sind alle sehr nervös und es muss viel herum telefoniert werden, weil von verschiedenen Standorten gestreamt wird und man muss abstimmen wann wer und wie den Übergang macht. Eigentlich ist die Idee von Mothership keinen Livestream zu machen aber in Corona-Zeiten geht es nicht anders. 

Mena will ja eigentlich, dass Mothership ein Ort in Echt wird. Derzeit suchen sie noch nach einem Standort. Vier Locations haben sie angeschaut in verschiedenen Bezirken Wiens: im 15., im  9. , 20. und am Gürtel, den früheren Standort der Auslage. Aber bisher hat da noch nichts gepasst. “Das größte Problem sind in Wien meistens, dass die Anrainer so nahe sind”, meint Mena. Der Club soll ja gut angebunden sein aber gleichzeitig wollen sie so laut wie möglich sein können. Eins ist klar: Ein Club hat in einem Wohnhaus nichts verloren, das haben ihnen auch juristische Berater gesagt. Mena ist aber zuversichtlich: „Besser, wir lassen uns Zeit und machen’s gscheid anstatt, dass wir es schnell schnell  machen und an einem Ort, der nicht wirklich passt.” Den finden sie ziemlich sicher erst nach dem Sommer, meint sie. In der Zwischenzeit, hat Mena beschlossen, lernt sei jetzt was Neues: Sie arbeitet in der Küche in einem Lokal an der Neuen Donau. 

Text: Sebastian Gruber, unterstützt von Katharina Brunner

Fotos: privat