Fast keine Jobs in Firmen

Menschen mit Behinderungen sollen in Werkstätten Arbeit üben, damit sie auch in Firmen arbeiten können. Aber die meisten Menschen mit Behinderungen wechseln nicht in eine Firma. Sondern sie bleiben ihr ganzes Leben in der Werkstatt.
Das Bild zeigt eine blaue Maschine in einer Werkstatt. Eine Person arbeitet an der Maschine. Die Person hält ein silbernes Metallteil mit beiden Händen und legt es in die Maschine. Die Umgebung wirkt ordentlich.

Geschrieben von

Fotografiert von Sabrina Ebitsch

Im Text ist erklärt:
Warum bekommen so wenige

Menschen mit Behinderungen

in Werkstätten einen Job in einer Firma?
Und was hat das mit Geld zu tun?

Im Text geht es um einen Mann aus Deutschland.
Der Mann heißt Sebastian Wirth.
Er ist ein Mann mit Behinderungen.
Er hat einen Arbeits-Platz in einer Firma.

Er bedient bei der Arbeit Maschinen.

Sebastian Wirth arbeitet 40 Stunden in der Woche.
Am Ende vom Monat bekommt er Lohn.
Lohn ist Geld, das man für die Arbeit bekommt.

Sebastian Wirth schaut mit freundlichen Blick in die Kamera. Er hat kurze Haare und trägt eine Brille. Im Hintergrund sieht man ein Wohnzimmer mit mehreren Regalen. An der Wand hängt ein Poster mit "FC Bayern München".

So eine Arbeit und der Lohn sind ganz normal

für viele Menschen ohne Behinderungen.

Aber für viele Menschen mit Behinderungen

ist das nicht normal.

Darum war Sebastian Wirth sehr glücklich,
als er den Arbeits-Platz bekommen hat.

Sebastian Wirth war als Kind

in einer Förder-Schule für Kinder mit Behinderungen.

Nach der Schule hat er in einer Werkstatt gearbeitet.

Aber Sebastian Wirth hat

von der Werkstatt in eine Firma gewechselt.

Nur ungefähr einer von 300 Menschen

mit Behinderungen in Werkstätten

wechselt in eine Firma.

In Firmen gibt es wenig Unterstützung
bei der Arbeit

Warum wechseln so wenige

Menschen mit Behinderungen

von der Werkstatt in eine Firma?

Das liegt an mehreren Problemen.

Zum Beispiel:

Der Staat gibt sehr viel Geld
für Unterstützung in Werkstätten.
Aber der Staat gibt oft nicht so viel Geld

für Unterstützung in Firmen.
Vielleicht kann der Staat mehr Geld

für Unterstützung in Firmen geben.
Aber bisher wird das nicht gemacht.

Werkstätten haben weniger Geld,

wenn Menschen mit Behinderungen

in Firmen wechseln

Es gibt noch ein Problem mit Geld.

Werkstätten haben weniger Geld,

wenn Menschen mit Behinderungen

in Firmen wechseln.

Das liegt daran:
Die Werkstätten bekommen viel Geld vom Staat

für jeden Menschen mit Behinderungen,
der in den Werkstätten arbeitet.
Das Geld ist für die Unterstützung
von den Menschen mit Behinderungen.

Wenn ein Mensch mit Behinderungen
in eine Firma wechselt,

hat die Werkstatt weniger Geld vom Staat.

Und vielleicht hat die Werkstatt

sogar noch weniger Geld.

Werkstätten verdienen zum Beispiel

Geld mit Sachen,

die Menschen mit Behinderungen gebaut haben.
Werkstätten verkaufen die Sachen an Firmen,

die die Sachen brauchen.

Wenn Menschen mit Behinderungen

viel Arbeit schaffen,
kann die Werkstatt viel verkaufen

und viel Geld verdienen.

Aber wenn Menschen mit Behinderungen

viel Arbeit schaffen,
wechseln sie vielleicht in eine Firma.
Dann kann die Werkstatt weniger verkaufen

und weniger Geld verdienen.

Manche Menschen sagen:
– Deshalb wollen Werkstätten nicht,

   dass Menschen mit Behinderungen

   in Firmen wechseln.
– Deshalb helfen Werkstätten

   Menschen mit Behinderungen nicht,

   in Firmen zu wechseln.

Das Bild zeigt eine große Maschine in einer Werkstatt. Es gibt viele Knöpfe, Schalter und Anzeigen. Die Maschine ist grün. Die Werkstatt hat eine hohe Decke mit Lampen. Die Umgebung sieht sauber und gut organisiert aus.

Was sagen die Werkstätten?

Die Werkstätten sagen:

Das stimmt nicht.

Die Werkstätten sagen:

Menschen mit Behinderungen entscheiden selbst,
ob sie in einer Werkstatt arbeiten.

Außerdem gibt es die Regel,
dass Werkstätten beim Wechseln

in Firmen unterstützen müssen.

Die Werkstätten sagen:
Wir halten uns an die Regeln.

Was sagt die Regierung von Deutschland?

Wir haben das Bundes-Sozial-Ministerium gefragt.

Das Bundes-Sozial-Ministerium
ist ein Teil von der Regierung.
Das Bundes-Sozial-Ministerium sagt:

Die Werkstätten haben verschiedene Aufgaben,
die nicht immer zusammen-passen.

Die Aufgaben sind:

–  Die Werkstätten sollen Orte sein

    für Menschen mit Behinderungen,

    die nur ganz wenig arbeiten können.

–  Die Werkstätten sollen unterstützen,

    damit Menschen mit Behinderungen

    in Firmen wechseln können.

–  Die Werkstätten sollen aber auch

    genug Geld verdienen.

Das Bundes-Sozial-Ministerium sagt:

Werkstätten können nicht
alle Aufgaben gleich gut erfüllen.
Zum Beispiel:
Wenn Werkstätten gut im Geld-Verdienen sein wollen,

sind sie vielleicht schlechter im Helfen bei der Job-Suche.

Zwei Männer stehen in einer Werkstatt. Sie arbeiten an einer blauen Maschine. Ein Mann hält ein Metall-Stück in den Händen.

Was will die Regierung gegen

die Probleme machen?

Das Bundes-Sozial-Ministerium will,
dass mehr Menschen
bei dem Wechsel in Firmen unterstützt werden.

Nicht nur die Werkstatt soll dabei helfen.

Das Bundes-Sozial-Ministerium will
die Regeln für die Werkstätten ändern.
Es soll zum Beispiel eine neue Regel geben,

wie viele Menschen mit Behinderungen
von einer Werkstatt in Firmen wechseln sollen.

Das war die Antwort vom Bundes-Sozial-Ministerium im Herbst 2024.
Aber in Deutschland wird bald gewählt.
Vielleicht ändert das Ministerium

nach der Wahl seine Meinung und seine Pläne.

Wir haben viel über Werkstätten für Menschen mit Behinderungen herausgefunden. Das haben wir zusammen mit der Süddeutschen Zeitung gemacht.

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