In Einfacher Sprache von Constanze Busch
Gezeichnet von Steffi Frossard
Aber für viele Menschen ist es schwer,
einfach mal nichts zu tun.
Wieso eigentlich?
Hanna sagt:
Faulenzen ist wichtig für mich,
weil ich müde und faul bin.
Schon seit ich ein kleines Kind war.
Wenn ich daheim bin,
faulenze ich immer vor dem Computer oder
auf dem Klo oder im Bett.
In der Arbeit, da kann man nicht faul sein.
Ich stehe von morgens bis nachmittags im Geschäft.
Da muss ich so viel arbeiten:
Dinge ins Regal stellen,
Kunden beraten und manchmal
das Fenster von den Tiefkühltruhen wischen.
Ich arbeite gerne.
Aber nach der Arbeit bin ich verspannt.
Ich bekomme Muskelkater vom Kisten-Heben und
weil ich wische wie eine Maschine.
Deswegen muss ich danach faulenzen.
Katharina sagt:
Hanna ist die Trennung zwischen Arbeiten und
Faulenzen wichtig.
Aber viele Menschen bekommen Stress,
wenn sie ans Faulenzen und Nichts-Tun denken.
Dann machen die Menschen Listen,
was sie in ihrer Freizeit tun wollen.
Das ist das Gegenteil vom Nichts-Tun.
Warum ist es für viele so schwer,
mal nur in die Luft zu starren?
Und ist es möglich,
wirklich gar nichts zu tun?
Faulenzen ist meistens nicht das-
selbe wie Nichts-Tun.
Sogar wenn wir schlafen,
tun wir etwas.
Unser Gehirn verarbeitet,
was wir am Tag erlebt haben.
Und unser Körper macht neue Zellen.
Die sind zum Beispiel
für unser Immun-System gegen Krankheiten.
Aber warum wollen viele Menschen
überhaupt ständig etwas tun und etwas schaffen?
Das liegt vielleicht daran,
dass viele Menschen in der Freizeit
viel auf das Handy oder
den Computer-Bildschirm schauen
und viele Nachrichten verschicken.
Dann ist die Freizeit so ähnlich wie die Arbeit.
Es gibt keine richtige Grenze mehr.
Die Autorin Jenny Odell aus den USA hat
darüber ein Buch geschrieben.
Was gilt eigentlich alles als Arbeit?
Hanna sagt:
Wenn ich von der Arbeit komme,
muss ich aufräumen und Nudel-Salat machen.
Dann gehe ich duschen.
Und dann ist erst Zeit fürs Bett-Knotzen.
Knotzen heißt:
Ich bin faul.
Das ist gut für mich.
Auch wenn andere Leute weniger faulenzen als ich.
Katharina sagt:
Wenn Hanna Nudel- Salat für sich und ihre Familie kocht,
könnte man das als Arbeit sehen.
Auch wenn es keine Lohnarbeit ist.
Lohnarbeit ist die Arbeit,
bei der man Geld verdient.
Die Professorin Katharina Mader
von der Wirtschafts-Universität Wien sagt:
Frauen machen mehr unbezahlte Arbeit als Männer.
Zum Beispiel für die Pflege von alten Menschen,
Kinder-Erziehung oder Haushalt.
Das ist ungefähr so viel wie alle bezahlten Arbeitsstunden.
Frauen machen in der Woche über 12 Stunden
mehr unbezahlte Arbeit als Männer.
Was würde passieren,
wenn die Lohnarbeit nicht mehr
der Mittelpunkt unseres Lebens wäre?
Wie würden wir unsere Zeit nutzen?
Die Autorin Jenny Odell achtet oft auf Dinge,
die ihr früher noch nie aufgefallen sind.
Zum Beispiel ein Vogel vor dem Fenster oder ein Geruch auf dem Weg zur Arbeit.
Sie tut das,
um einen Moment und ihre Umgebung bewusst zu spüren. Das empfiehlt auch Hanna.
Hanna sagt:
Mein Papa ist immer gestresst.
Der sollte auch mehr knotzen.
Aber er spielt das Spiel „Mensch ärger dich nicht“.
Dabei nascht er Nachos.
Das geht auch,
das ist Faulenzen für ihn.
Faulenzen ist für alle anders.
Aber wenn alle so viel faulenzen würden wie ich,
dann wäre das schon gut.