Held:innen wie wir

Erinnerungskultur und öffentlicher Diskurs werden vor allem von und für Eliten gemacht. Aber was ist eigentlich ein:e Held:in? Wen wollen wir auf unseren Straßen und Plätzen sehen? andererseits hat sechs mutige Menschen gefragt.
Denkmal: eine Frau in Arztkittel mit vier Kindern neben ihr, gezeichnet auf den Sockel eines Denkmals

Erinnerungskultur und öffentlicher Diskurs werden vor allem von und für Eliten gemacht. Besonders bei Denkmälern fällt auf, wer gezeigt wird und wer nicht. Aber was ist eigentlich ein:e Held:in? Wen wollen wir auf unseren Straßen und Plätzen sehen? andererseits hat sechs mutige Menschen gefragt.

Neue Räume einnehmen

von Mugataba Hamoudah, Antirassismus-Aktivist bei Black Lives Matter Vienna

„Das mutigste für mich ist es, in Räume zu gehen, die nicht für einen gemacht sind. Das machen schwarze Menschen und queere Menschen ständig. Außerdem sind 12 Prozent der Österreicher:innen Muslime. Sie haben aber fast gar keine öffentliche Repräsentation. Deshalb fände ich es wichtig, eine Frau mit Kopftuch auf einem Denkmal zu sehen.“

Auch mal unangenehm sein

von Vera Rosner, Tänzerin

„Mut bedeutet seine Angst zu überwinden und dass man etwas trotzdem macht, das gefährlich oder unangenehm sein könnte, weil man glaubt, das ist jetzt wichtig. Klaudia Karoliny war eine Aktivistin für die Rechte von Menschen mit Behinderungen und sie war oft sehr mutig. Einmal sollte es ein neues Gesetzt geben, das aber so inhaltlos war, dass Klaudia bei einer Protestaktion der ÖVP ein gerupftes Huhn an die Tür gehängt hat. Das war sehr mutig.“

Alleine Kinder großziehen

von Esi Stella Baffoe, Alleinerziehende und Pflegerin 

„Mutig ist es, wenn man Herausforderungen schafft. Etwas, von dem man glaubt, man schafft es nicht. Ich bin alleinerziehende Mutter und ich finde, das ist eine sehr mutige Arbeit. Ich sage immer „Hut ab“, wenn ich höre, dass jemand anderes alleinerziehend ist, weil ich weiß, wie schwierig es ist.“ 

Rosa Luxemburg

von Tereza Hossa, Kabarettistin, macht trotz Hass-Nachrichten weiter ihre Arbeit

„Rosa Luxemburg war eine wichtige Denkerin. Sie steht dafür, dass man dranbleiben muss, dass man auch immer wieder erklärt, was einem wichtig ist, sich einsetzt. Ich bewundert sie, weil sie als Feministin für die Arbeiterschicht Aussagen getroffen hat, die heute noch genauso wichtig sind und wohl weiterhin wichtig bleiben werden.“

Sich den Gegebenheiten des Lebens stellen

von Schwester Notburga, setzt sich bei Wochenende für Moria für Geflüchtete ein

„Ich habe 30 Jahre lang im Elisabethinum gearbeitet (eine Einrichtung für junge Menschen mit und ohne Behinderung, Anm.). Eltern von Menschen mit Behinderungen kämpfen für Gleichberechtigung, für ihre Kinder, schauen, dass sie eine Ausbildung haben, einen Beruf haben und sind immer für sie da. Auch wenn das heißt, dass sie jahrelang keine Nacht durchschlafen. Diese Menschen sind mutig, weil sie sich den Gegebenheiten des Lebens stellen, auch wenn diese oft belastend sind. Sie stellen sich dem, was das Leben und unsere Gesellschaft fordert.“

Einfach helfen

von Osama Abu el Hosna, Manager bei McDonalds, rettete beim Attentat in Wien das Leben eines Polizisten

„Mut ist für für mich einfach zu helfen, wenn man gebraucht wird. Es geht dabei nicht um Aussehen, Religion oder sonst etwas. Man sollte einfach da sein.“

 

Gespräche: Katharina Brunner, Luise Jäger, Katharina Kropshofer, Max Miller, Clara Porak

Grafik: Hannah Mayer, Moritz Wildberger