Leah kämpft um Unterstützung
Leah ist schwer krank.
Sie braucht Geld zum Leben.
Seit Jahren kämpft sie um finanzielle Unterstützung.
Aber: Diese Anstrengung macht sie noch kränker.
Fotografiert von Leahs Familie
Im Sommer 2022 zieht Leah zurück zu ihren Eltern.
Kochen, einkaufen, putzen – das alles schafft sie nicht mehr.
Leah hat ME/CFS.
ME/CFS ist eine Krankheit.
Viele bekommen sie,
nachdem sie sich mit einem Virus angesteckt haben.
Zum Beispiel mit dem Corona-Virus.
Bei Leah war es auch so.
Leah kann kaum stehen und verbringt ihre Tage im Bett.
Im Zimmer ist es fast immer dunkel.
Sie trägt einen Hör-Schutz.
Sogar Licht und Lärm sind ihr zu viel.
Viele Tausend Menschen in Österreich haben ME/CFS.
Die meisten von ihnen brauchen Unterstützung oder Pflege.
Rund drei von fünf können nicht mehr arbeiten.
Etwa ein Viertel kann das Haus oder das Bett nicht mehr verlassen.
Wenn sie es trotzdem tun,
kann das gefährlich für ihre Gesundheit sein.
Um Unterstützung kämpfen
Auch Leah muss ihre Ausbildung abbrechen und ihren Job kündigen.
Weil Leah nicht mehr arbeiten kann,
braucht sie finanzielle Unterstützung.
Dafür muss sie zur Pensions-Versicherungs-Anstalt gehen,
kurz PVA.
Die PVA prüft, ob Leah wirklich nicht arbeiten kann.
Nur wenn ihr die Ärzt*innen glauben,
bekommt Leah finanzielle Unterstützung.
Sie muss viele Untersuchungen machen.
Sie muss an Orte kommen,
die nicht barrierefrei für sie sind.
Leah braucht aber einen Rollstuhl,
weil sie nicht lange stehen kann.
Leah muss für den Antrag auch viele Zettel ausfüllen.
Das alles ist zu viel für ihren Körper.
Sie bekommt einen Crash.
Das ist Englisch und heißt:
Herzrasen, starke Schmerzen, kein klarer Gedanke mehr.
Das kann tage- oder wochenlang dauern.
Etwas später kommt Leah für eine Untersuchung ins Gebäude der PVA.
Eigentlich hat sie keine Kraft dafür.
Sie möchte, dass Ärzt*innen sie zuhause untersuchen.
Aber das passiert nicht.
Eine Ärztin untersucht Leah.
Sie sagt:
Leah kann arbeiten.
„Junge Frauen werden oft nicht ernst genommen, wenn sie krank sind“,
sagt Michaela Joch vom Österreichischen Behinderten-Rat.
Menschen mit ME/CFS sind besonders oft jung und weiblich.
Endstation: Gericht
Die Neurologin sagt auch:
Leahs Symptome kommen von einer psychischen Erkrankung.
Das stimmt nicht.
Astrid Hainzl von der Gesellschaft für ME/CFS
kennt viele Geschichten wie die von Leah.
Sie sagt:
„ME/CFS-Diagnosen werden in Gutachten
leider sehr oft in psychische Erkrankungen umgewandelt.“
Das führt oft dazu,
dass die Krankheit falsch behandelt wird.
Und dazu, dass Betroffene keine finanzielle Unterstützung bekommen.
Und genau das passiert Leah.
In zwei Briefen der PVA steht:
Leah bekommt keine finanzielle Unterstützung.
Leah und ihre Familie gehen vor Gericht.
Und Leah bekommt Recht.
Das Gericht sagt:
Leah kann nicht arbeiten gehen.
Sie soll Reha- Geld und Pflege-Geld bekommen.
Leahs Geschichte ist kein Einzelfall.
Wir haben auch mit anderen Personen mit ME/CFS gesprochen.
Sie alle erzählen:
Unterstützung zu bekommen, ist ein ewiger Kampf.
Im Frühling 2024 bekommt Leah einen Termin für eine Nach-Untersuchung bei der PVA.
Der ganze Stress und die Untersuchungen haben ihre Krankheit verschlimmert,
sagt Leah: „Jetzt geht das von vorne los.“
*Leah heißt eigentlich anders.
Wir haben ihren Namen geändert.