Collage von Gabriel Gschaider – Bildbeschreibung:
Die Collage zeigt Dinge, die für Philipp typisch sind, wenn er in Wien lebt und sich bewegt. Er benutzt einen Rollstuhl, was manchmal schwierig ist, besonders wenn er über Kopfsteinpflaster fahren muss. Es erfordert viel Planung im Voraus. Zum Beispiel muss er 24 Stunden vor einer Zugreise bei den ÖBB anrufen. Er muss auch darüber nachdenken, ob er unter die Tische in Restaurants oder Parks passt oder ob die Toiletten für ihn zugänglich sind. Manchmal helfen Vorbereitungen nicht gegen unsichtbare Barrieren, wie zum Beispiel fehlende Klingeln an Rollstuhlrampen. Organisationen sollten proaktiv handeln und nicht nur das gesetzliche Minimum erfüllen. Wie die Universität für Angewandte Kunst, deren Fassade in der Collage zu sehen ist.
Protokoll eines Gesprächs mit Philipp Mürling, 34, Zeichen- und Performance-Künstler
Meine Krankheit schreitet weiter voran und erschwert es mir, mich selbst zu bewegen. Seit kurzer Zeit habe ich dafür einen Elektrorollstuhl. Es ist keine Entscheidung behindert zu sein – es ist schon mal eine Scheißsituation.
Deshalb finde ich, man sollte versuchen, das Bestmögliche an Barrierefreiheit zu schaffen – nicht das Minimum.
Deshalb habe ich vor meiner Universität protestiert. Es gibt dort eine Treppe am Haupteingang. Die ist für mich nicht zugänglich. Die Akademie ruht sich auf ihrer teilweisen Barrierefreiheit aus. Gegen dieses Ausruhen sollte der Staat bestimmte Dinge gesetzlich verankern, sonst passiert nichts. Zum Beispiel, dass alle Geschäfte eine Rampe haben müssen.
Es geht oft darum Möglichkeiten für alle zu schaffen.
Ich bin sehr eingeschränkt darin, wo ich hingehe und was möglich ist.
Wenn ich in meiner Stadt direkt etwas ändern könnte, würde ich alle Pflastersteine austauschen. Sogar mit dem Elektrorollstuhl ist es nervig darüberzufahren. Mit Stock oder Kinderwagen ist das sicher auch nervig. Und natürlich die Treppe vor dem Schillerplatz bei der Akademie.
Das Fortbewegen ist für mich drei Mal so schwer wie für alle anderen – man muss sich ständig neu motivieren es zu machen. Es gibt viele unsichtbare Barrieren, die einem erst auffallen, wenn man auf sie trifft. Oft funktioniert nämlich nicht alles wie gedacht. Manchmal fehlt eine Klingel an Orten und ich muss am Fenster klopfen, damit mir die Tür aufgemacht wird.
Eine andere unsichtbare Barriere wäre auch das Reinkommen in Grünräume und Parks mit dem Übergang vom Gehsteig zum Weg. Die anderen können in der Wiese sitzen und picknicken. Und ich sitze dann am Rand von der Wiese oder muss reingeschoben werden. Picknicktische sind dabei meistens nicht passend für eine Person im Rollstuhl. Passende Picknicktische wären dabei etwas Gutes.
Wenn ein Rollstuhlfahrer da ist, haben die anderen wenigstens die Möglichkeit, dass sie auch sitzen. Es geht oft darum Möglichkeiten für alle zu schaffen.