Menschen mit Behinderungen haben wie alle Menschen das Recht, Eltern zu werden – das steht in der UN-Behindertenrechtskonvention. Doch Eltern mit Behinderungen erleben viel Kritik. So auch Alina Bindrim. Sie ist 26 und hat mittlerweile zwei Kinder. Sie erzieht beide allein.
andererseits-Redakteur*innen Nikolai Prodöhl und Theresa-Marie Stütz haben mit der 26-jährigen über das Muttersein mit Behinderungen gesprochen. andererseits: Wie reagieren Menschen darauf, dass du ein Elternteil mit Behinderungen bist? Alina: Es ist sehr unterschiedlich. Im Internet bin ich durchaus schon dafür angefeindet worden. Man warf mir vor, ich will Kinder bekommen, damit sie mich mal pflegen können und solche Dinge. Es gab auch neutrale Reaktionen. Gerade weil ich auch viele andere Mütter mit Behinderungen kenne. In der Öffentlichkeit finden das Menschen immer süß, wenn ich unterwegs im Rollstuhl, meine Kinder auf dem Schoß habe. Ich werde oft angesprochen. In letzter Zeit ist es auch oft so, dass Leute lachen, weil sie den Anblick von den Kindern und mir ungewöhnlich finden. Das ist dann schon ein bisschen unangenehm in dem Moment. andererseits: Wer unterstützt dich? Alina: Meine Familie. Meine Mutter war auch von Anfang an in die Familien-Planung einbezogen. Denn es war von Beginn an klar, dass sie manche Sachen einfach übernehmen muss. Das habe ich nicht von ihr erwartet. Denn es gäbe auch Eltern-Assistenz. Aber wir haben eben von vornherein beschlossen, dass wir das gerne so machen würden. Ich bin sehr dankbar für diese Unterstützung. Auch der Rest meiner Familie unterstützt mich viel – obwohl sie Berufe haben. Das sind meine Brüder, mein Vater und meine Großeltern. andererseits: Gibt es auch Vorteile als Mutter mit Behinderung? Alina: Ich glaube, dass meine Kinder mit weniger Vorurteilen gegenüber Menschen aufwachsen. Sie werden damit groß, dass Behinderung normal ist. Wenn wir unterwegs sind, fragen sie schon mal nach. Wenn ich sage “Ja, die Person hat eine Behinderung”, dann ist es für sie nichts Besonderes. Das kennen sie ja schon. Ich glaube, das ist auch auf andere Merkmale bezogen. Zum Beispiel Hautfarbe oder wenn die Religion durch ein Kopftuch sichtbar wird. Sie gehen damit anders um, als vielleicht Kinder, die ohne diese Kontakte aufwachsen. |
Redaktion: Lisa Kreutzer
Lektorat: Claudia Burner
Foto: Privat