Total ernst und total lustig

Kay Matter hat ein Buch geschrieben. Das Buch heißt „Muskeln aus Plastik“.
Eine Person mit kurzen schwarzen Haaren schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie trägt einen weißen Pullover. Die Person steht vor einem weißen Gebäude.

Kay Matter hat die Krankheit ME/CFS.

Das ist eine Krankheit, die nicht mehr weggeht.

Bei ME/CFS haben Menschen zum Beispiel Schmerzen und sind schnell sehr erschöpft.

Im Buch geht es viel um Sex.

Kay Matter spricht über das Buch und

über Behinderung und Sex.

Foto von Luise

Du hast ein Buch geschrieben,
in dem es um eine Person mit ME/CFS geht.

Du hast die Krankheit auch.
Warum wolltest Du so ein Buch schreiben?


Eine Person mit kurzen schwarzen Haaren schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie trägt einen weißen Pullover. Die Person steht vor einem weißen Gebäude.

Es gab keine Texte über ME/CFS,
die zu mir und meinem Leben gepasst haben.

Und es gab nur Texte mit Infos über die Krankheit. Aber keine Texte,
in denen eine Geschichte mit ME/CFS erzählt wird.

Ich wollte so einen Text schreiben.
Außerdem hat das Schreiben mir geholfen, mein Leben besser zu verstehen.

Clara Porák schaut in die Kamera. Sie trägt einen violetten Pullover.

Es geht in dem Buch viel
um Deine Krankheit und um Schmerzen.
Aber es geht auch
um Verliebtsein und um Sex.
Warum hast Du Dich entschieden,
gleichzeitig
über Krankheit und Sex zu erzählen?

Eine Person mit kurzen schwarzen Haaren schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie trägt einen weißen Pullover. Die Person steht vor einem weißen Gebäude.

Wenn man krank oder behindert ist,
sind Freude und Lust ja nicht plötzlich weg aus dem Leben.
Sondern es ist so:

Das Leben ist
gleichzeitig total lustig und total ernst.
Das wollte ich zeigen.

Clara Porák schaut in die Kamera. Sie trägt einen violetten Pullover.

Es geht in Deinem Buch auch viel um den Körper.
Denkst und fühlst Du anders über Deinen Körper,

seit Du ME/CFS hast?

Eine Person mit kurzen schwarzen Haaren schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie trägt einen weißen Pullover. Die Person steht vor einem weißen Gebäude.

 

ME/CFS kann noch nicht geheilt werden. Die einzige Behandlung bei ME/CFS ist:
Man muss darauf achten,
dass man sich nicht zu viel anstrengt.
Das ist für mich ein großer Unterschied zu meinem Leben vor der Krankheit.

Es ist auch anstrengend,
immer auf den Körper zu achten.
Vor allem, wenn andere Menschen das nicht machen müssen.
Aber mein Körper ist mir
jetzt auch wichtiger als früher.
Und ich kenne meinen Körper besser.
Ich weiß zum Beispiel besser,
welche Sachen und welche Menschen anstrengend für mich sind.

Foto von Luise

Denkst und fühlst Du jetzt anders über Sex?

Eine Person mit kurzen schwarzen Haaren schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie trägt einen weißen Pullover. Die Person steht vor einem weißen Gebäude.

Ja.
Ich denke und fühle anders über viele Sachen.
Das liegt daran,
dass ich vor ein bis zwei Jahren so viel Ruhe haben musste.

Es gab damals so große Unterschiede.

Eine Person mit kurzen schwarzen Haaren schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie trägt einen weißen Pullover. Die Person steht vor einem weißen Gebäude.

Zum Beispiel:
Ein Tag hat 24 Stunden.
Vielleicht musste ich
23 Stunden alleine im Bett liegen.
Und ich hatte eine Stunde Sex.
Dann ist der Unterschied zwischen Sex und der anderen Zeit sehr groß.
Viel größer als früher,
wo ich in der anderen Zeit
viele Sachen machen konnte.
Und der Sex ist auch wichtiger als früher,
weil ich früher den ganzen Tag viel Spaß haben konnte.

Clara Porák schaut in die Kamera. Sie trägt einen violetten Pullover.

Du bist gender-queer.
Und Du hast eine Krankheit, die nicht mehr weggeht. Hängen die beiden Sachen für Dich zusammen?

Eine Person mit kurzen schwarzen Haaren schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie trägt einen weißen Pullover. Die Person steht vor einem weißen Gebäude.

Gender-queer sein ist manchmal schwierig,
wenn man krank oder behindert ist.
Zum Beispiel:
Schwule oder gender-queere Männer gehen oft ins Fitness-Studio,

weil sie dann große Muskeln bekommen.
Das konnte ich nicht.
Außerdem glaube ich:
Viele Menschen denken,

dass man nicht gender-queer und behindert sein soll.

Eine Person mit kurzen schwarzen Haaren schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie trägt einen weißen Pullover. Die Person steht vor einem weißen Gebäude.

Weil das zu viel ist.
Man soll nur eine Sache sein. Man darf behindert sein.
Oder man darf

gender-queer sein.

Aber ich bin beides.

Foto von Luise

Warum ist es wichtig,
dass Menschen mit Behinderungen über Sex schreiben?

Eine Person mit kurzen schwarzen Haaren schaut mit ernstem Blick in die Kamera. Sie trägt einen weißen Pullover. Die Person steht vor einem weißen Gebäude.

Weil das Thema Sex allen Menschen gehört.

Auch Menschen mit Behinderungen.
Oft reden oder schreiben
Menschen ohne Behinderungen

über Menschen mit Behinderungen.

Es ist wichtig,
dass Menschen mit Behinderungen selbst reden oder schreiben.

Das Foto zeigt zwei Hände, die übereinander liegen. Die Person trögt auf jeder Hand einen Ring und auf der rechten Armgelenk ein Armband.
Das sind Kay Matters Hände.

Fragen von

Luise Jäger

und von

Clara Porak

In Leichte Sprache von

Constanze Busch

Fotografiert von

Lucy Deverall

Lektorat

Claudia Burnar

Redaktion

Lisa Kreutzer